Beruf ergreifen

Was sich bei der Wahl meines Praktikums also schon als „klitzekleines Problemchen“ herausstellte wurde bei der Wahl meines Berufes zur einzigen Katastrophe. Nach wochenlangem Wälzen unzähliger Berufsauswahl-Bücher stand ich schier am Rand der Verzweiflung. Ich wusste einfach nicht was ich werden sollte. Alles aber auch gleichzeitig nichts hörte sich wirklich gut an. Meiner engsten Freundin und gleichzeitig Mitschülerin ging es zum Glück ähnlich. Bis dann auch sie plötzlich eines lieben Morgens stolz verkündete: „Ich weiß jetzt was ich machen werde!“ Gespannt verfolgte ich wie ihre Lippen langsam das Wort „Verwaltungswirtin“ formten. Ah, Verwaltungswirtin also! Was zum Henker ist eine Verwaltungswirtin? Fasziniert lauschte ich daraufhin einer Beschreibung, bei der selbst Wikipedia vor Neid erblasst wäre. Mich hatte es jedenfalls überzeugt. Und so beschloss ich an diesem schönen Morgen ebenfalls Verwaltungswirtin zu werden. Puh, das wäre dann geschafft…! So wurde ich also Verwaltungswirtin und trat drei Jahre später nach Beendigung meiner Ausbildung in den Dienst des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg, Referat Datenschutz, ein. Hossa!

Hüpfen wir gleich einmal ein paar Jahre weiter und kommen wir zu einer, nein ich sollte wohl eher sagen zu DER Urkunde mit herausragender Bedeutung. Meiner Urkunde zur Beamtin auf Lebenszeit… Achtung, stillgestanden, jetzt wird’s wirklich Ernst—uff!

Ich weiß noch wie ein Kollege mir damals mit den Worten „Jetzt hältst Du die wichtigste Urkunde deines Lebens in den Händen“ gratuliert hatte. Echt jetzt??? Wow! War es dann aber normal, dass es sich anfühlte als würde ich aus dem Fenster einer Gefängniszelle schauen und an den verrosteten Gittern rütteln? Und warum war er sich bitte so sicher, dass dies die wichtigste Urkunde meines Lebens sein würde? Wer bitte bestimmte denn sowas? Schließlich war ich gerade mal 27 Jahre alt und hatte noch mein gesamtes Leben vor mir. Die Antwort darauf sollte ich ein paar Jährchen später erhalten. Doch kommen wir erst einmal wieder zurück in die Modewelt. Denn hier hatte sich zwischenzeitlich auch einiges getan. Man könnte sagen ich war dem Oma Style erlegen.