Der Lauf der Dinge und der alles entscheidende Wendepunkt

So gingen mehrere Berufsjahre vorüber. Ich hatte Spaß am Bearbeiten und Prüfen von datenschutzrechtlich relevanten Themen und noch mehr Spaß beim anschließenden formulieren meiner eigenen Stellungnahmen. Doch ich hatte gleichzeitig das Gefühl, dass es das nicht gewesen sein kann. Nicht dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht. Ich war glücklich in meinem Beruf und es waren gute Jahre. Jahre in denen ich viele liebe Menschen kennengelernt habe, Jahre in denen ich erwachsen wurde. Und Jahre die ich ganz einfach gebraucht habe um herauszufinden, was ich wirklich in meinem Leben möchte. Denn es kam irgendwann der Punkt, an dem mich meine Arbeit einfach nicht mehr erfüllte. Und so stand ich wieder einmal vor der Frage „Was will ich mit meinem Leben eigentlich machen?“ und dieses Mal ohne dass gerade ein entscheidender Lebensabschnitt zu Ende ging der mich zur Beantwortung diese Frage gedrängt hätte. Nein, dieses Mal kam das Gefühl, dass ich endlich eine Antwort hierauf finden muss von ganz alleine. Ich las viele Bücher über berufliche und persönliche Selbstverwirklichung, machte mir viele Gedanken über mich und mein Leben. Und irgendwann spukte mir ein Wort immer öfters im Kopf herum. Erst ganz leise, dann mit der Zeit immer lauter. Das Wort hieß „Kreativität“.

Okay Kreativität also, und nun? Was bitte hatte ich denn für kreative Fähigkeiten? Und so fing ich an eine Rückkopplung meiner Gedanken vorzunehmen, an meine kindlichen Interessen und Leidenschaften. Was waren die Dinge die mir damals von tiefstem Herzen Spaß gemacht und mich mit Freude erfüllt haben, ohne dass ich von der Gesellschaft geformt und dem Druck ausgesetzt war mich für einen Beruf entscheiden zu müssen? Und es gab noch einen weiteren Wunsch der in all den Jahren immer lauter wurde: Reisen! Ich wollte meine sieben Sachen packen, hinaus stolzieren und was von der großen weiten Welt entdecken. So fing ich also an, alles für meine Reise und der Verwirklichung meiner Wünsche und Ziele vorzubereiten… und dies nahm -das könnt ihr mir glauben- einige Zeit in Anspruch. Und von da an wurde es richtig spannend.

Natürlich folgten die unterschiedlichsten Reaktionen von Familie, Freunden und Arbeitskollegen. Die Tatsache, dass ich einen derart „sicheren“ Arbeitsplatz kündigen würde ohne überhaupt konkrete Pläne zu haben (konkret waren sie schon, aber das wussten die Leute nicht) hinterließ einige fragende Gesichter. Und ich verstand nun auch, warum mein Kollege damals behauptete, dass die Lebzeitverbeamtung die wichtigste Urkunde meines Lebens sein würde. Weil ein Beamter sich einfach NICHT aus dem öffentlichen Dienst entlassen lässt! Auszubrechen und eine neue Richtung einzuschlagen… unvorstellbar! Auch wenn Einen die Arbeit vielleicht nicht erfüllt und man lieber einen anderen Beruf ausüben möchte. So verweilt man lieber in seinem sicheren Käfig, ganz nach dem Motto „einmal Beamter immer Beamter“ oder aber „einmal gefangen immer gefangen“. Es folgten unangenehme Auseinandersetzungen zum Beispiel mit meiner privaten Krankenversicherung, die ich meiner Ansicht nach nur dadurch gewann, dass ich in Punkto Hartnäckigkeit den längeren Atem bewies. Auch eine Eigenschaft, die ich-, denke ich in meinen Berufsjahren gelernt habe. Wie dem auch sei, mein herzallerliebster Versicherungsvertreter hatte mich schlussendlich mit ernstem Tonfall und den Worten „Dann mal viel Glück für Ihr weiteres Leben“ verabschiedet, nicht ohne noch einmal einen letzten mitleidigen Blick auf mich zu werfen. Das gleiche habe ich ihm natürlich ganz aufrichtig und von ganzen Herzen ebenfalls gewünscht. Auch Sätze von Kollegen „Na hoffentlich bereut sie das mal nicht“ blieben nicht aus. Aber mal abgesehen von der Tatsache, dass sie das nicht wird, was wäre denn so schlimm daran? Lieber habe ich in meinem Leben mal was gewagt um es dann hinterher vielleicht zu bereuen als mich mein ganzes Leben nie wirklich aus dem sicheren Käfig getraut zu haben!

So stand ich also mit 30 Jahren am Ende meiner Karriere im öffentlichen Dienst und es stand wieder einmal ein neuer Lebensabschnitt bevor. Doch eines war dieses Mal anders als sonst. Ich wusste was ich will! Worauf wartete ich also noch!

Und was war es nun was ich die ganze Zeit wirklich gewollt hatte? Was war es das bei den Briefen an meine Oma und dem Schlüsselsatz meiner Lehrerin zum Ausdruck kam. Das was mir in meinen ganzen Berufsjahren am meisten Spaß gemacht hatte? Ich glaube die Antwort ist Euch allen längst klar. Richtig! Es war das Schreiben! Ist es schon immer gewesen und wird es auch immer sein. Und das über ein Thema das beinahe genauso lange eine weitere Leidenschaft von mir ist erfüllt mich mit größter Freude. Dass ich dafür nun das Fotografieren (lieben) lernen muss, macht die ganze Geschichte erst perfekt. So schreibe ich also von meiner kleinen Weltreise aus, die ich Mitte des Jahres 2013 angetreten habe, für Oma Klara. Und was soll ich sagen: Ich liebe das was ich tue! Aber ich habe noch weitere Träume und Ziele, die ich neben Oma Klara verfolge. Ich hoffe Euch irgendwann einmal mehr davon erzählen zu können!

An dieser Stelle endet auch meine kleine Sieben-Geschichten-Erzählung. Und jetzt bin ich überraschenderweise auch dazu bereit mich in wenigen kurzen Sätzen vorzustellen:

„Hallo, mein Name ist Mona. Ich bin dreißig Jahre alt und gerade bastle ich an meiner Selbständigkeit!
Ach und ich brauche dringend eine neue Urkunde!“ ;)

Eure
Oma Klara